Weltmeisterschaft Latin 2012
93 Paare traten in der restlos ausverkauften Wiener Stadthalle zur Weltmeisterschaft Latein an, die Rahmen der alljährlichen Austrian Open ausgetragen wurde.
Klare Favoriten waren die Russen Andrey Zaytsev & Anna Kuzminskaya, sie gewannen alle GrandSlams der letzten 12 Monate. Doch auch den Italienern Aniello Langella & Khrystyna Moshenska traute man den Titel zu. Sie hatten ja bereits im Frühling an der Europameisterschaft die Favoriten düpiert und überraschend den Titel gewonnen.
Was die sechs Finalisten zeigten war DanceSport von seiner besten Seite!
Andrey Zaytsev & Anna Kuzminskaya zeigten bereits ab der ersten Runde, dass sie heute endlich Weltmeister werden wollten. Doch auch Aniello Langella & Khrystyna Moshenska wussten jederzeit zu überzeugen. Die Fans beider Paare feuerten begeistert die Stimmung an.
Im Finale konnten Nino & Khrystyna nochmals mächtig zulegen. Im Gegensatz zu früher konnte Nino seine Präsenz in der letzten Rund noch steigern. An seiner frühere Schwäche, sein Zunder zu früh abzubrennen hat er offenbar stark gearbeitet. Gebannt verfolgte man die Präsentation beider Paare. Beide hatten ihre absoluten Highlights und man wartete gespannt auf die Rangverkündigung.
Valentin Voronov & Alina Imrekova aus Russland erreichten den 6. Rang. Sie sind in Russland die Aufsteiger des Jahres. Konnten sie doch innerhalb eines Jahres die russischen Top-Paare wie Imametdinov/Nikolaeva, Gusev/Cherevichnaya, Karpov/Tzaptashvili und Pugachev/Zuzukina an den russischen Meisterschaften überholen und erreichten bereits beim GrandSlam in Stuttgart das Finale.
Das deutsche Paar Marius-Andrei Balan & Nina Bezzubova konnten ihren 5. Rang vom GrandSlam in Stuttgart ebenfalls bestätigen.
Wesentlich enger war es zwischen den Moldawiern Gabriele Goffredo & Anna Matus (4. Rang) und den Dänen Martino Zanibellato & Michelle Abildtrup (3. Rang). Gabriele & Anna konnten sich in der Rumba mit einer besonders weichen und gefühlvollen Darbieteung vor Martino & Michelle schieben.
Dann die grosse Überraschung: Andrey Zaytsev & Anna Kuzminskaya wurden für den zweiten Rang aufgerufen. Andrey konnte es nicht fassen und vergrub sein Gesicht immer wieder in seinen Händen. Anna wusste mit der Enttäuschung toll umzugehen und präsentierte sich trotzdem winkend zu den vielen Fans.
Völlig ausgelassener Jubel auf der anderen Seite: Nino & Khrystyna konnten es kaum fassen und feierten mit unzähligen Luftsprüngen ihren ersten WM-Titel.
Tränen gab es auf beiden Seiten, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen: Die unendlichen Glücksgefühle des Sieges und die Qualen der Niederlage.
Auch wenn die Rangpunkte ein klares Bild hinterlassen, Nino & Khrystyna 6.5 Punkte, Andrey & Anna 8.5 Punkte, so war die Mehrheit der Tänze sehr hart umkämpft.
Nur der ChaCha war eine klare Entscheidung mit 5:3 Einsen für Nino & Khrystyna. In allen anderen Tänzen konnte bei den Einsen keine Mehrheit erzielt werden; daher mussten mindestens die Anzahl der erreichten 2. Plätze mit eingerechnet werden. Bei der Rumba konnte auch mit dem Skating-System bis auf den 6. Platz hinunter keinen Unterschied ausgemacht werden, somit musste dieser geteilt werden mit je 1.5 Rangpunkten!
Nach unserem Kenntnisstand war dies die knappeste Entscheidung seit über 20 Jahren.
Dass auch vermeintliche Favoriten von Runde zu Runde immer wieder neu, ohne Einbezug von „Erfahrungswerten“, bewertet werden, spricht für das Wertungssystem und das Ehren-Gelöbnis der Wertungsrichter jede Runde objektiv neu zu bewerten. War es in früheren Jahren fast unmöglich einen amtierenden Weltmeister vor seinem Rücktritt vom Thron zu stossen, führt der neue Wind dazu, dass auch wirklich jedes Paar am Tag X im Final die beste Leistung abrufen muss, wenn man sich gegen die Herausforderer durchsetzen will.
Auch wenn eine „Niederlage“ für die Favoriten sehr schmerzlich ist, werden so auch immer wieder „Optimierungsmöglichkeiten“ aufgezeigt. Je nach Sportsgeist nimmt man diese Anregungen zum Anlass die eigene Leistung kritisch zu hinterfragen und sich danach weiter zu verbessern, wie dies zum Beispiel bei den letztes Jahr „gestürzten“ Standard-Weltmeistern Ferruggia/Köhler erfolgt ist.
Uns bleibt das Spekulieren, wie eine Rangliste mit dem neuen Wertungssystem ausgesehen hätte…
Die Resultate:
Total 93 Paare
1. Aniello Langella – Khrystyna Moshenska, Italien
2. Andrey Zaytsev – Anna Kuzminskaya, Russland
3. Martino Zanibellato – Michelle Abildtrup, Dänemark
4. Gabriele Goffredo – Anna Matus, Moldawien
5. Marius-Andrei Balan – Nina Bezzubova, Deutschland
6. Valentin Voronov – Alina Imrekova, Russland
74. – 77. Paul Frlicka – Svetlana Guggenbühl, Schweiz
86. – 93. Michal Vajcik – Carmen Huber, Schweiz