Mit Herzblut engagiert für das Tanzen: Cécile Kramer

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Kaum jemand hat die Tanzlandschaft der Schulen so nachhaltig geprägt wie Cécile Kramer. Neben ihrer Tätigkeit als Dozentin an verschiedenen Hochschulen ist sie als Projektleiterin massgeblich für die erfolgreiche Durchführung des ewz.danceaward Zürich verantwortlich. Bevor der Schulanlass zum sechsten Mal über die Bühne geht, ist es Zeit, die Powerfrau etwas näher kennenzulernen.

 

Interview mit Cécile Kramer
von Daniel Schacher, TanzVereinigung Schweiz TVS

 

Cecile-7Cécile Kramer, seit wann gibt es den ewz.danceaward?

Das erste Mal durchgeführt wurde der Anlass 2011. Damals stand der Anlass noch im Zeichen von dance360-school. Nach dem Pilotprojekt, welches massgeblich vom Sportamt der Stadt Zürich unterstützt wurde, mussten wir dringend einen Sponsor finden. Das EWZ ist in Zürich verankert und an der Sportförderung und insbesondere der Mädchensportförderung interessiert, weshalb sie das Sponsoring seit 2012 übernehmen. In diesem Jahr findet der ewz.danceaward bereits zum sechsten Mal im Herzen der Stadt Zürich, dem Volkshaus Zürich, statt. Einfach nur fantastisch!

 

In all den Jahren hast du als Projektleiterin den ewz.danceaward miterlebt. Wie hat sich der Event in den Bereichen Teilnehmerzahl, Aufführungen und Interesse entwickelt?

Der ewz.danceaward entwickelte sich in allen Bereichen weiter. Dies ist sicher sehr positiv, wobei so eine Entwicklung auch zu Stolperstein führen kann. Bei den Teilnehmerzahlen waren wir zu Beginn bei 400 Teilnehmer. Heute stehen wir bei über 800 Kindern. Das ist eine riesige Freude und bestätigt unser Anliegen, dass es einen Schulsportanlass im Bereich Darstellen & Tanzen braucht und in der Schulsportlandschaft lange gefehlt hat! Was mich speziell erfreut, ist die Tatsache, dass wir genau die Zielgruppe (Mädchen und Jungs zw. 10-16 Jahren) erreichen konnten, die wir wollten: Dieses Jahr machen auch über 160 Jungs mit!

Eine Stärke des Events ist die Vernetzung in der Stadt Zürich. Mit dem Sportamt und dem Kompetenzzentrum Sportunterricht erreichen wir die Kinder und Lehrpersonen der Schulen. Doch damit ist es nicht getan. Am Schluss müssen sich die Schulen zusammen mit den Lehrpersonen und Kindern auch noch anmelden. Ebenfalls kommt es oft vor, dass sich einige Lehrperson zu wenig kompetent fühlen, um mit ihren Kindern solche Choreographien einzustudieren. Dank dem Gesamtkonzept des ewz.danceawardes, wuchs bei vielen Lehrpersonen das Vertrauen auch als „Nichtspezialisten“ mit der eigenen Klasse mitzumachen. Sie erhalten kostenlose Weiterbildungen und Coachings vor Ort. Das gibt den Lehrpersonen Sicherheit und Motivation, ihren Klassen das Erlebnis eines Auftritts auf der Volkshausbühne vor voll besetzten Rängen zu ermöglichen.

Was wir mit den Jahren ebenfalls wiederlegen können, sind die vielen Aussagen wie zum Beispiel, die Kinder seien gar nicht motiviert zum Tanzen. Bereits bei der ersten Durchführung meldeten sich über 30 Gruppen an! Und jetzt sind wir bei 54 Teams angelangt. Viel mehr ist gar nicht möglich.

 

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Neben den regulären Schulklassen können auch Gruppen vom freiwilligen Schulsport daran teilnehmen. Würdest du behaupten, der ewz.danceaward ist das Saison-Highlight einer Klasse?

Ja, auf jeden Fall! Der ewz.danceaward ist mehr als nur ein Event. Die Gruppen bereiten sich intensiv auf den Tag X vor. Dass sie anschliessend ihr Können auf der Bühne, welche normalerweise nur Profis kennen, präsentieren können, ist ein Gewinn für alle Beteiligten! Der Auftritt auf der grossen Bühne im Volkshaus ist DER Hauptpreis für alle. Es soll ein Tanzfest sein, das die Möglichkeit bietet, dass die Kinder ihre Show, die sie mit viel Kreativität, Herzblut und der Hilfe ihrer Lehrperson oder Leiterin des freiwilligen Schulsportes zusammengestellt und eingeübt haben. Der freiwillige Schulsport erhält mit dem ewz.danceaward eine gute Gelegenheit, auf ein Ziel hinzuarbeiten und sich so auf ein Highlight vorzubereiten.

 

Kannst du auch feststellen, dass sich die Kinder über den Schulsportunterricht hinaus mit dem Tanzen beschäftigen? Finden tanzbegeisterte Kinder Unterschlupf in einer Tanzschule, wenn sie dies wollen?

Die jüngsten Kinder sind ja erst in der vierten Klasse. Wie sich die Kinder über den Schulsport hinaus mit dem Tanzen beschäftigt, ist schwierig nachzuvollziehen. Bestimmt finden Einige, was wir uns auch wünschen, den Weg in eine Tanzschule, um weiter ein Hobby im Bereich Bewegung auszuüben. Wir stellten fest, dass das Niveau der Gruppen, welche immer wieder kommen, stetig steigt. Das ist richtig toll. Wichtig ist aber immer, dass alle wissen: Mitmachen können und sollen Alle. Wir wollen auf gar keinen Fall nur selektierte Super-Teams. Es soll das Schultanzhighlight für alle sein und bleiben- ob EinsteigerInnen oder solche mit Vorkenntnissen.

Klar ist es unser Ziel, die Lust am Tanzen zu wecken. Das schönste ist, wenn die Mädchen und Jungs die Erleuchtung erhalten und sagen können: „Genau das will ich!“. Das ist sicher schon passiert und wird es auch weiterhin geben. Ob sie das zusätzliche Angebot in einer Tanzschule, im Freiwilligen Schulsport oder einem Tanzcamp finden, spielt dabei keine Rolle.

Herzerwärmend sind auch die Reaktionen der Kinder nach dem Event. Zum Beispiel kam einmal eine Viertklässlerin zu mir und sagte: „Sie Frau Kramer, jetzt muss ich ihnen einmal etwas sagen. Dieser Auftritt war das wichtigste Ereignis in meinem Leben!“. Obwohl sie noch nicht so viel erlebt hat als 10-jährige, sind dies sehr schöne Situationen (lacht). Da werden extreme Emotionen verbreitet, welche nicht messbar sind.

 

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Du hast bereits erwähnt, dass sich die Kinder zusammen mit den Lehrpersonen auf diesen Anlass vorbereiten. Wie lange ist so eine Vorbereitungszeit einer einzelnen Klasse?

Das ist sehr unterschiedlich. Am Infoabend gebe ich den Ratschlag, dass die Lehrer nicht die ganzen drei Monaten jede Woche drei Stunden ins Tanzen investieren sollten. Die anderen Sportarten sind ebenfalls wichtig und gehören zum Schulsport dazu. In einem gesunden Mass, je nach Klasse und Anzahl SchülerInnen, die dann auch mitmachen. Fantastisch ist, dass die Kinder meistens sehr motiviert sind und in den Pausen oder Zuhause weiter üben. Auch Lehrpersonen haben manchmal das Gefühl, sie müssen noch viel üben, damit die Show gut oder sogar perfekt wird. Doch an diesem Punkt interveniere ich und stelle klar, dass es nicht aussehen sollte, als stehe eine Profigruppe auf der Bühne, welche sich ein Jahr darauf vorbereitet hat.

Die Gruppen vom freiwilligen Schulsport Tanzen haben natürlich mehr Zeit und Möglichkeiten. Aber auch dort ist es sehr unterschiedlich. Die einen beginnen direkt nach den Sommerferien an und andere erst im Februar (je nach Start des Kurses).

 

Wenn sich Gruppen über ein halbes Jahr auf den ewz.danceaward vorbereiten, wird man sicher die eine oder andere Choreographie zu sehen bekommen, welche vom Niveau schon sehr fortgeschritten ist. Sind auch Tanzschulen zugelassen?

Tanzschulen wurden bewusst nie zugelassen. Bei der ersten Durchführung waren noch Sportvereine zugelassen. Seit 2012 aber nicht mehr. Es gibt in dieser Thematik sicher Vor- und Nachteile. Zum einen kann eine Teilnahme von Vereinen oder Tanzschulen den Kindern zeigen, wo der Weg mit viel Training hinführen kann. Das wäre ja fantastisch, wenn sie sich einer einem Verein oder einer Tanzschule anschliessen würden. Aber die Tanzschulen haben grundsätzlich genügend Möglichkeiten, sich auf einer Bühne zu zeigen. Der Hauptgrund, weshalb Tanzschulen nicht zugelassen sind, ist der Niveauunterschied und die Tatsache, dass es ein Schulsportanlass ist. Wir wollen ein möglichst homogenes Niveau, damit sich die Kinder wohl fühlen und nicht abgeschreckt werden von professionellen Vorführungen. Der ewz.danceaward ist eine Plattform für alle Kinder, welche gerne tanzen. Es soll und darf niemand ausgeschlossen werden!

 

Natürlich sehen wir auch von Schulklassen, welche überdurchschnittlich viel trainiert haben, ausgezeichnete Vorführungen. Dann freuen wir uns darüber, dass sie sich im Vorfeld viel bewegt haben. Das ist auch eines unserer Ziele. Diese intensive Vorbereitung soll zu einem nachhaltigen Bewegungsverhalten führen.

 

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Am Schluss gibt es einen Award Gewinner. Über welchen Kanal gelangen die Lehrpersonen zu den Beurteilungskriterien?

Diese sind transparent auf der Homepage von ewz.danceaward aufgeschaltet. Der Fokus liegt bei uns klar beim mitmachen und dabei sein. Wir informieren die Lehrpersonen als Unterstützung mit Tipps und Merkmalen, wie sie eine gute Choreographie erstellen können. Wir zeigen ihnen, wie eine spannende Vorstellung zusammengestellt werden kann. Zwar gibt die Jury Punkte für jede Aufführung, schlussendlich soll es aber ein Tanzfest sein. Es geht um die Freude am Tanz, der Kreativität- Emotionen lebend- mit Respekt. Das ist ein zentraler Punkt unseres Konzeptes.

Beim Award Gewinner geht es eher darum, ein ganzes Schulhaus stolz zu machen. Wer bringt die Ehre mit «nach Hause Aber schlussendlich ist für jeden Teilnehmer der Auftritt auf der Bühne und der sichere Applaus am Ende der Vorführung der grösste Preis. Die Emotionen, die geweckt werden, sind wunderbar. Wer am Schluss den Award gewinnt, ist sicher zweitrangig.

Speziell ist auch, dass wir nur die Plätze 1-3 bekannt geben. Alle anderen sind vierte. Niemand wird als Verlierer nach Hause gehen müssen. Beim ewz.danceaward gibt es nur Gewinner. Positive Gefühle wecken und festigen. Das ist motivierend und gibt Lust für eine weitere Teilnahme.

 

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Der ganze Event ist sicher sehr Zeitintensiv. Wie viel Zeit investierst du als Projektleiterin in den ewz.danceaward?

Emotional gehört es ein bisschen zu meinem Leben. Aber wir sind ein ganzes Team. Ein OK, welches die Aufgaben gut verteilt. Trotzdem investieren wir viel Zeit dafür. Aus meiner Sicht mache ich meinen Job als Projektleiterin gut, wenn das Projekt nicht abhängig ist von mir. Deshalb bin ich froh, dass ein gutes Team hinter dem Projekt steht. Schlussendlich sind es auch die Lehrpersonen, welche einen sehr grossen Teil zum Gesamterfolg beitragen. Sie sind es, welche schlussendlich für die Anmeldung und Show verantwortlich sind. Wenn sich die Lehrpersonen nicht trauen würden, gäbe es keinen ewz.danceaward.

 

Man spürt dein Herzblut für das Tanzen. Gibt es bereits wieder neue Projekte, welche du angehen möchtest?

Zur Zeit nicht. Ich bin sehr eingebunden in verschiedene Hochschulen als Dozentin für Tanz, in der PH Luzern als Dozentin auch generell in der Ausbildung Bewegung und Sport. Ich unterrichte da ganz verschiedene Bereiche des Sportunterrichtes.

Ich werde aber weiterhin darauf achten, gut vernetzt zu bleiben, neugierig und bewegt zu bleiben und stelle mein Knowhow weiterhin gerne für die Kinder und den Schulsport zur Verfügung. (überlegt lange)

Wenn Michael Jackson noch leben würde und mich für eine Choreographie anfragen würde, könnte ich jedoch nicht widerstehen (lacht).

Im Ernst, ich müsste sicher wieder etwas loslassen, um ein neues Projekt anzugehen. Ein App für das dance360-school… Das wäre toll!

 

Cecile-5Wo siehst du persönlich die Vorteile, oder vielleicht besser gesagt die Chancen und Schwerpunte beim Tanzen gegenüber anderen Sportarten?

Was sicher eine Stärke und das Spezielle am Tanzen ist, ist die Tatsache, dass es hier vor allem nicht nur um Technik, Leistung und perfekte Ausführung geht, sondern vielmehr um den Ausdruck von Freude und Gefühlen, sich erleben und ausleben in der Bewegung. Zudem kann die Auftrittskompetenz gut gefördert werden. Man kann mit dem Tanzen verschiedenste Leute ansprechen. Das Tanzen bietet eine riesen Chance dafür. Es ist sehr wichtig, dass solche Auftritte gefördert werden. Gerade in den Schulen. Dort ist ein stufengerechter Unterricht sehr wichtig, um Kinder und Jugendliche begeistern zu können. Selbstvertrauen, Auftrittskompetenzen, Selbstwertgefühl und Mut. Das sind wichtige Kompetenzen, welche im Tanzen gefördert werden und in anderen Lebensbereichen weiterhelfen können.

 

Cecile-8Das Schlusswort gehört dir. Was möchtest du noch erwähnt haben.

Um nochmals auf den ewz.danceaward zurück zu kommen: Es ist einfach fantastisch und macht mich glücklich, wie Lehrpersonen und Kinder gemeinsam in die Welt des Tanzens eintauchen und viel Herzblut, Freude, Kreativität und Teamwork leben. Und schaut alle vorbei im Volkshaus – hier wo Kids &Teens die Bühne rocken werden…

Ebenfalls ist es mir ein Anliegen, Organisationen wie zum Beispiel der TanzVereinigung Schweiz und dance! zu danken. Mit solchen Berichten geben sie dem Tanzen oder spezifisch Anlässen wie dem ewz.danceaward ein Gesicht. Das ist wichtig, wertschätzend und wertvoll für alle, die im Bereich Tanz arbeiten.

Und wie immer zu guter letzt : shut up & dance … denn Tanzen ist eine nonverbale Sprache und verbindet ALLE  🙂

 

 

 

 

123 One Comment on “Mit Herzblut engagiert für das Tanzen: Cécile Kramer

  1. Hallo, ich(w.59, Wien) wünsche mir in Österreichs Schulen so ein Angebot, Tanz kann so viel sein!
    Alles Gute bitte weiterwachsen!

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